Wednesday, December 05, 2012

Die andere Seite der Klotür


Ich habe jetzt eine wirklich unglaubliche Menge über das c-base-Klotür-Incident gelesen. Ich glaube, es ist inzwischen genug darüber geschrieben worden. Also habe ich mal was darüber geschrieben.

Vorweg: Ich halte Vandalismus für eine legitime Art der (politischen) Meinungsäußerung. Ich finde ihn oft scheiße. Manchmal so, wie ich Meinungen oder Meinungsäußerungen scheiße finde. Manchmal, weil ich es scheiße finde, daß etwas kaputtgemacht wird, das jemand anderem gehört. Schmaler Grat.

Ich möchte in diesem Post nicht das Vandalisieren der Klotür bewerten, sondern eine Sicht auf den Vorfall zeigen, die ich interessant finde.

Beim Durchlesen der unzähligen Posts bin ich über das Wort "Safe Space" gefallen. Es war in dem Kontext gebraucht, daß sich Frauen an einem Ort (hier: in der c-base) sicher fühlen können sollen. Aber da kam mir die Einsicht: Irgendwie ist so ein Hackerclub auch ein Safe Space für alle Mitglieder, die sich dort von einer Welt zurückziehen können, in der sie wegen ihrer Interessen dumm angelabert werden.

Und nun passiert etwas in diesem Raum, in dem man sich sicher und wohl fühlt. Eine Klotür wird vandalisiert. Das ist ein Eingriff, ein Angriff. Das ist Gewalt. Der sicher geglaubte Raum wird beschädigt. Sicher ist das nicht dasselbe, als wenn ein Einbrecher bei einem zuhause war, aber es geht in die Richtung. Man fühlt sich verletzt, und deswegen verletzlich. Der Space wirkt plötzlich gar nicht mehr safe.

(In dem Kontext versteh ich auch, warum viele ein Nichtmitglied verantwortlich machen möchten.)

Von der anderen Seite her betrachtet war das Bekleben der Klotür sowas wie eine Notwehrhandlung. Da war's mit Safe Space wohl von vornherein nicht so weit her, andere Versuche, das Bild an der Tür zu entfernen waren erfolglos, und so wurde dieser Weg gewählt, um sich zu wehren.

Sich zu wehren, gegen ein System, das übermächtig und uneinsichtig ist, selbsterhaltend, und ohne aktives Eingreifen der von ihm Begünstigten nicht zu ändern. Und nachdem (nach Ansicht der handelnden Personen) alle anderen Optionen erschöpft waren, wurde sich eben mit anderen Mitteln gewehrt. Durch einen Angriff auf das System.

Man greift ein System an, aber man trifft immer Menschen. Ja, natürlich auch Menschen, die das System unterstützen, oder zumindest dulden.

Jetzt kann man sagen, geschieht ihnen recht. Sollen halt nicht das System unterstützen. Ja, nein, vielleicht. Keine Ahnung.

Aber mein Punkt ist: Denen wurde gerade auch Gewalt angetan. Die sind aktuell verletzt. Klar, das macht nichts besser. Aber behaltet es Kopf, wenn Ihr mit ihnen diskutiert oder ihre Blogeinträge lest.

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